Hans Carossa (* 15. Dezember 1878 in Tölz, +12. September 1956 in Rittsteig bei Passau), deutscher Arzt sowie Lyriker und Autor von Erzählungen
Carossas Mutter, Maria Voggenreiter, war Lehrerin, sein Vater, Karl Carossa, Lungenfacharzt. Hans Carossa trat in die Fußstapfen seines Vaters und studierte Medizin in München, Würzburg und Leipzig. Er schloss dieses Studium 1903 in Leipzig ab und wurde dort mit einer Dissertation über ein gynäkologisches Thema ("Dauererfolge der Zweifel'schen Methode bei veralteten Dammrissen dritten Grades") promoviert.1904 übernahm er die väterliche Praxis, ging aber noch im selben Jahr nach Dresden, um dort als "Spezialarzt für Herz- und Lungenkranke" zu praktizieren. Die folgenden Jahre bis 1913 waren von vielen Ortswechseln geprägt: Carossa praktizierte erneut in Passau, in Fürstenfeldbruck, in Nürnberg und in Seestetten. Ab 1914 führte er eine Praxis in München. 1916 bis 1918 war er als Bataillonsarzt in Rumänien und Frankreich eingesetzt.
1906 schickte er Gedichte an Richard Dehmel und kam über diesen in Kontakt mit Hugo von Hofmannsthal, der ihn weiter an den Insel-Verlag vermittelte, bei dem 1910 Carossas erste Ausgabe der "Gesammelten Gedichte" und in der Folge alle weiteren Werke erschienen.
1907 heiratete Carossa Valerie Endlicher, die Mutter seines Sohnes Hans. In seiner Prosadichtung "Die Schicksale Doktor Bürgers" ("Doktor Bürgers Ende; die letzten Blätter eines Tagebuches") aus dem Jahr 1913 setzte er ihr in der Figur der Hanna Cornet ein literarisches Denkmal. Die literarische Person des Doktor Bürger hat stark autobiographische Züge. Als Valerie Endlicher 1941 nach längerer Krankheit verstarb, konnte Carossa seine bereits seit dem Jahr 1926 bestehende Beziehung zu Hedwig Kerber, mit der er seit 1930 die gemeinsame Tochter Eva hatte, legalisieren. Ende 1941 zog er in das Haus Hedwig Kerbers in Rittsteig (Passau), 1943 heiratete er sie "in aller Stille".
Nach 1933 wählte Carossa die "innere Emigration" und lehnte seine Berufung in die "Deutsche Akademie der Dichtung" ab, nahm aber 1941 die Ernennung zum Vorsitzenden der "Europäischen Schriftsteller-Vereinigung" an. 1942 blieb er der Tagung dieser vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda initiierten Vereinigung - aus gesundheitlichen Gründen - fern. Weitere Jahrestreffen fanden nicht mehr statt. Kurz vor der Kapitulation 1945 riet Carossa dem Oberbürgermeister von Passau, die Stadt kampflos zu übergeben. Er wurde dafür in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
In der Bundesrepublik erreichte Carossa erneut seine Popularität der 20er und 30er Jahre. Seiner zweiten Frau Hedwig und der gemeinsamen Tochter Eva Kampmann-Carossa ist es zu verdanken, dass sein Werk angemessen publiziert wurde. In diesem findet sich viel Autobiographisches. So ist z.B. die medizinische Tätigkeit aus dem Werk Carossas nicht wegzudenken, vgl. u.a. "Der Arzt Gion" (1931) und "Der Tag des jungen Arztes" (1955).
Hans Carossa ist der Namensgeber der Hans-Carossa-Gymnasien in Landshut und Berlin-Spandau, der Volksschule in Pilsting (Niederbayern), der Volksschule Passau-Heining, in dessen Nähe sich sein letzter Wohnsitz und auch sein Grab befinden, und der Hans-Carossa-Klinik in Stühlingen.