
Vor kurzem las Katrin Himmler im Rahmen der traditionellen Literaturtage am HCG aus ihrem 2005 erschienen Buch „Die Brüder Himmler“. Gebhard Himmler war sechs Jahre lang am damaligen Humanistischen Gymnasium Konrektor in Landshut. Zu dieser Zeit waren die drei Söhne Gebhard, Heinrich und Ernst Schüler. Sie waren alle sehr gute Schüler, darauf legte der Vater großen Wert. Ausgehend von ihrer Familiengeschichte ihres Großvaters, Ernst Himmler, zeigte sie den Schülern aus der Q12 auf, wie sie in den Archiven nach Spuren suchte, um herauszufinden, ob die gesamte Familie Himmler nicht doch auch Nationalsozialisten der ersten Stunde waren. Katrin Himmler konnte die tradierte Familiengeschichte, es sei eben nur Heinrich Himmler ein Verbrecher und somit das schwarze Schaf der Familie, widerlegen. Aber wie geht man mit diesem schrecklichen Familienerbe, aus einer Täterfamilie zu kommen, um? Die eine Seite ist, sich damit wissenschaftlich auseinanderzusetzen, Brüche innerhalb der Familie zu riskieren und versuchen, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Die andere Seite, so kam es in der anschließenden Fragerunde auf, ist, dass nur wer sich mit der Vergangenheit dezidiert auseinandersetzt, die politischen Strukturen von heute besser versteht. Wer also verstanden hat, wie beispielsweise Heinrich Himmler, Goebbels und Strasser nicht nur in Landshut, sondern in ganz Niederbayern die NS-Strukturen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts aufgebaut haben, sieht auf erschreckender Weise Parallelen zu heutigen rechtsextremen Gruppierungen, die sich ebenfalls vernetzen, Falschmeldungen verbreiten, Anhänger rekrutieren und vor Gewalt nicht zurückschrecken. Tätergeschichten, so ein Fazit, das man aus dem Vortrag mitnehmen kann, sollten aufgearbeitet werden, damit die Nachfahren nicht auch wieder zu Tätern werden.
Yvonne Löken